Tarifauseinandersetzung eskaliert in der UMG Gastronomie-GmbH
Wie die Gewerkschaft ver.di am Dienstag ankündigte, werden die Beschäftigten der UMG Gastronomie GmbH am Donnerstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaft sieht sich zu diesem Schritt gezwungen, da „auch nach monatelangen Verhandlungen kein offizielles Angebot auf dem Tisch liegt“ und „ein inoffizielles Angebot" noch meilenweit entfernt sei von Lohnerhöhungen, wie sie die Beschäftigten für notwendig erachten.
Wir erinnern uns:
Die vor gut 10 Jahren ausgegründete UMG Gastronomie GmbH betreibt die Essensversorgung der Uniklinik Göttingen. Neben ca. 80 „gestellten“ Alt-Beschäftigten arbeiten in der Zentralküche und den verschiedenen Restaurants inzwischen gut 200 GmbH-Beschäftigte zu Löhnen, die ca. 40% unterhalb des Lohnniveaus der Alt-Beschäftigten liegen ...
Über 6.000 Mahlzeiten werden so produziert, von Beschäftigten, die mit Niedriglöhnen überleben müssen. So verdienen die größten Beschäftigtengruppen laut dem zuständigen ver.di-Verhandlungsführer Patrick von Brandt in Vollzeit 1.619 Euro (brutto), in Teilzeit 810 Euro (brutto).
Netto bleibt davon nicht viel übrig, zu wenig, um Familien zu ernähren. Deshalb könnten die meisten Beschäftigten auch ihre Löhne „beim Amt aufstocken“, ein Zustand, den ver.di-Aktive kritisieren: „Es ist skandalös, dass die größte Arbeitgeberin Südniedersachsens, die UMG, in ihren Tochterfirmen solch niedrige Löhne zahlt, die dann vom Steuerzahler aufgestockt werden müssen“ so Sibel K.*
Ein inoffizielles Arbeitgeberangebot:
Auch das inoffizielle Arbeitgeber-Angebot, laut ver.di 17% Lohnsteigerung gestreckt über vier Jahre , klingt deshalb vielleicht nur auf den ersten Blick gut. Die ver.di-Aktiven rechnen vor: „Angenommen, durchschnittliche Preis- und Lohnsteigerungen betragen sowieso um die 7% über vier Jahre , dann bleibt real eine 10%-Lohnsteigerung zum jetzigen Entgeltniveau." Ertunc O.* erklärt: "Brutto würden Teilzeitkräfte dann 890 Euro statt 810 verdienen, netto vielleicht 670, statt 630 Euro rausbekommen. Vollzeitkräfte würden vielleicht 1.780 brutto verdienen, 1.330 netto, statt wie jetzt 1.250 Euro . Diese Löhne wären also immer noch viel zu gering, um davon leben zu können, vor allem da es auch keine wirkliche Jahressonderzahlung gibt, keine Betriebsrente oder andere Vorteile“.
Der Streik und die Patientenversorgung
Der angekündigte „Warnstreik ist ein deutliches Signal“, so der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär Patrick von Brandt. „Hoffentlich hören die Verantwortlichen die Stimme der Beschäftigten und formulieren ein ernst zu nehmendes Angebot!“
Um dem Arbeitgeber Zeit zu geben, eine Notversorgung zu organisieren, kündigt ver.di den Streik mit zwei Tagen Vorlauf an und ruft zudem -zumindest bei diesem ersten Warnstreik- die Alt-Beschäftigten nicht zum Streiken auf. Somit wird wohl eine Mindestversorgung aufrechterhalten werden können, meinen die ver.di-Aktiven.
Eine formelle „Notdienstvereinbarung“ -wie im Krankenhaus sonst üblich- kann es nicht geben, da der Arbeitgeber ständig mit der angeblichen „Patientenferne“ und „Gastronomiebranche“ argumentiere, um die niedrigen Löhne zu rechtfertigen. Für die Gastronomiebranche sieht der Gesetzgeber aber keine Notdienstvereinbarungen vor, so die Juristen der Gewerkschaft.
Da ver.di im Gegensatz zum Arbeitgeber allerdings sehrwohl eine besondere Verantwortung sieht, die sich aus der Patientenversorgung ergäbe, beschränken sich die Beschäftigten in den besonders sensiblen Bereichen selbst und werden z. B. in der Diätküche eine Mindestversorgung freiwillig aufrecht erhalten. (Dort werden laut ver.di Speisen zubereitet, die nicht problemlos von außen zugekauft werden können.)
Vorstand der UMG in der Verantwortung:
Die ver.di-Aktiven sind entschlossen und sehen den Vorstand der Uniklinik in der Verantwortung. Anke M.* erklärt: „Die Muttergesellschaft muss ihrer Tochterfirma mehr Luft zu Atmen geben, damit diese ihre Beschäftigten endlich anständig bezahlen kann!“
Das sehen wir genauso und wünschen den KollegInnen viel Erfolg!
* Namen von der Redaktion geändert
HNA-Artikel zu dem oben im Artikel angekündigten (erfolgreichen) Warnstreik am 2. Februar 2017 hier
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Link zu unserem Artikel zur Tarifauseinandersetzung aus dem Oktober 2016
Link zu unserem Artikel zum Beginn der Auseinandersetzung aus dem Mai 2016
Link zum Göttinger Tageblatt Artikel aus dem Mai 2016