Kreismusikschule erstes Opfer der Landkreis-Fusion?
Wie goest.de berichtet, wurde eine Sondersitzung des Kulturausschusses des Landkreises am 13. Februar anberaumt, mit dem einzigen Tagesordnungspunkt: Zukunft der Kreismusikschule (KVHS). Wie aus dem Landkreis bekannt wurde, soll es um die endgütige Abwicklung dieser öffentlich verantworteten Bildungseinrichtung gehen und ihrer Übertragung an einen privaten, kommerziellen Anbieter.
Während der Fall Eberwien/Riehtig (VHS) also weiter gärt, stehen die Zeichen bezüglich der Kreismusikschule auf Sturm: Hier werden nun schlimmste Befürchtungen wahr, nämlich dass Rot-Grün schon mit der Ausgründung 2014 letztlich die Privatisierung und Abwicklung vorbereitete!
Wir erinnern uns:
Im Jahr 2014 wurden verschiedene Dienststellen der damaligen Landkreise Göttingen und Osterode ausgegliedert und in die Kreisvolkshochschule Süd-Niedersachsen überführt. Diese neu fusionierte Einrichtung wurde aber sofort wieder Zerschlagen und letztlich blieb in der Hülle der sogenannten Kreisvolkshochschule faktisch nur die (fusionierte) Kreismusikschule übrig.
Misswirtschaft und fehlende Nachbesetzungen in der Verwaltung führten dazu, dass Schülerzahlen zurückgingen und die finanzielle Lage sich verschlechterte. Eltern und Beschäftigte bekamen den Eindruck, dass diese Entwicklungen von Verantwortlichen vielleicht sogar gewollt wurden, reagierten diese doch nicht auf Hilferufe und Brandbriefe (siehe z.B. den Elternbrief „In Sorge um die Kreismusikschule“ aus 2015). Unstrittig belastend war zudem die Entwicklung eines unverhältnismäßigen Wasserkopfes, welcher die wirtschaftlichen Ergebnisse dieser nun relativ kleinen Einrichtung von nicht mal 30 Beschäftigten extrem belastete und sich gleichzeitig durch maximales Nichtstun auszeichnete: so musste neben dem Geschäftsführer Thomas Eberwien ein „Musikschuldirektor“ und ein Verwaltungsleiter mit hohen Gehältern bezahlt werden.
Statt nun selbstkritisch die Verantwortung für diese negative Entwicklung zu übernehmen und auf eine positive Veränderung hinzuwirken, missbraucht der Aufsichtsratsvorsitzende Marcel Riehtig die negativen Betriebsergebnisse propagandistisch, um die völlige Abwicklung vorzubereiten. War er im Kommunalwahlkampf noch daran interessiert, die Kreismusikschule in einem positiven Licht darzustellen, scheint nun das genaue Gegenteil der Fall zu sein.
Alternativen zur Abwicklung
Es ist offensichtlich: Soll eine Kreismusikschule sowohl für Menschen mit kleinem Geldbeutel erschwinglichen Musikunterricht anbieten, als auch zweitens die hauptamtlichen LehrerInnen halbwegs anständig bezahlen, dann muss dieses Bildungsangebot subventioniert werden. Damit solch eine solche Einrichtung aber trotzdem wirtschaftlich arbeitet und nicht unnötig Geld verbrennt, muss die Verwaltung, Buchführung, Rechnungswesen etc. von einer größeren Einheit erledigt werden. Das war und ist im Landkreis möglich, es wäre sicherlich auch in der VHS Göttingen-Osterode möglich, die ja ebenfalls Kurse im selben Landkreis anbietet.
Eine Kooperation mit der VHS hätte zudem den Vorteil, dass z.B. die Bewerbung der Angebote in denselben VHS-Programmheften erfolgen könnte und z.B. das Anmeldewesen online, per Telefon oder schriftlich ebenfalls mit wenig zusätzlichen Ressourcen innerhalb der gewachsenen VHS-Verwaltung effizient organisiert werden könnte. Ebenso die Personalverwaltung, Rechnungslegung etc. Wenn es denn gewollt wäre.
Genau dies scheint allerdings nicht der Fall zu sein: Denn obwohl der Landkreis (über seine Beteiligungsfirma KVHS) Miteigentümerin der VHS Göttingen-Osterode ist, und Marcel Riehtig Vorsitzender beider Aufsichtsräte, scheint genau diese naheliegende Lösung nicht einmal geprüft zu werden.
Stattdessen wird die KVHS/KMS schlecht geredet und ihre Abwicklung und ihr Verkauf an einen privaten Betreiber vorbereitet. Es drängt sich der Verdacht auf, das die Kreismusikschule somit das erste größere Opfer der Landkreisfusion wird, die SchülerInnen und die MusikschullehrerInnen die Zeche zahlen.
Bleibt zu hoffen, dass sich neben der bunten Truppe aus LINKEN, PIRATEN, der PARTEI (und dem letzten aufrechten Grünen) auch noch die CDU auf ihre Verantwortung als größte Oppositionskraft besinnt, und diesen klaren Wortbruch, diese Privatisierung und Zerschlagung einer gerade auch in der Fläche wichtigen Institution durch Rot-Grün mit hilft zu verhindern. Die Beschäftigten scheinen die Abwicklung zumindest nicht kampflos akzeptieren zu wollen...
Link zum HNA Artikel vom 28.01.2017 hier
Link zum GT Artikel zum Streit um die Geschäftsführung 2015 hier
Link zum Artikel in der taz nord zur Ausgründung der Kreismusikschule 2014 hier
Link zum GT Artikel zur Ausgründung 2014 hier